10 Tipps für eine bessere Kommunikation in Beziehungen
Fühlst du dich oft von oder in eurer Kommunikation angestachelt? Trifft dich Gesagtes schneller, als es zum Beginn eurer Beziehung der Fall war? Dann kann es daran liegen, dass ihr aufgrund der Länge eurer Beziehung zu häufig erwartet, wie euer Herzensmensch denkt oder fühlt.
Oder steht ihr vielleicht selbst vielleicht unter einem Erwartungsdruck?
Besonders wenn wir in einer langjährigen Beziehungen leben, sollten wir uns hin und wieder eine Reihe von verschiedenen Kommunikationsregeln bewusst machen. Eine Kombination mit der Gewaltfreien Kommunikation nach Mashall B. Rosenberg und ein paar persönlichen Kommunikationsregeln möchte ich euch hiermit gerne an Herz legen:
- Tipp: Seid frei von Erwartungen
- Tipp: Denkt nicht für den Anderen
- Tipp: Tretet auch mal einen Schritt zurück
- Tipp: Beschreibt prägnant eure Gefühle
- Tipp: Findet das Bedürfnis hinter den Gefühlen
- Tipp: Formuliert eine klare, sofort umsetzbare Bitte
- Tipp: Respektiert eure Bedürfnisse
- Tipp: Sprecht klar über eure Wünsche
- Tipp: Habt Geduld miteinander.
- Tipp: Kommuniziert, wenn eine Abgrenzung nicht geht
1. Tipp: Seid frei von Erwartungen
Du weißt niemals wirklich, was Dein Herzensmensch denkt. Auch wenn ihr als Paar manchmal wortgleich Dinge erzählt, oft an ähnliche Themen denkt, auch wenn ihr zusammen gewachsen oder gar zusammen erwachsen geworden seid, solltet ihr niemals davon ausgehen, dass ihr wirklich wisst, wie euer Herzensmensch denkt.
Beschreibt ein Mensch alltägliche Dinge, ist die Wahrnehmung nicht immer entsprechend deiner persönlichen. Z.B. „Der Himmel ist blau.“- beschreibt vielleicht ein ganz anderes Blau sein, welches du siehst. Leichter zeigt es sich bei Temperaturempfindungen: „Es ist kalt.“ kann für den einen 21 Grad bedeuten, für dich aber vielleicht eher 15 Grad. Jede Wahrnehmung kann andere Kriterien erfüllen und Gefühle hervorrufen.
Darum bleiben wir bei uns und stellen lieber mehr neugierige Fragen, um herauszufinden, wie nah die Empfindungen an unsere herankommen.
Wir alle haben eine ganz unterschiedliche Erziehung genossen, mit verschiedenen Erziehungsstilen, Glaubensmustern und Prägungen. Darum ist unsere Geschichte immer eine ganz persönliche und somit fern der Realität aller anderen Menschen.
Im Herzen hoffen wir zwar oft einen Menschen zu finden, der uns 100% versteht oder nachfühlen kann, doch werden diese og. Faktoren genauer betrachtet, ist dies nie wirklich möglich und daher eine Illusion.
Machen wir uns dies bewusst, lässt sich diese Regel leicht verstehen und irgendwann auch im Kopf integrieren.
2. Tipp: Denkt nicht für den Anderen
Für den anderen mitzudenken schürt Erwartungen, die Sorgen des Anderen müssen nicht deine sein.
Das heißt vor allem, dass ihr euch hier abgrenzen dürft.
Nicht selten wird das Leben insbesondere in langjährigen Beziehungen dadurch erschwert, weil Paare sich so gut zu kennen glauben, dass geahnt wird, wo Barrieren auftauchen könnten. Oft werden dann, aufgrund von potentiellen Sorgen, Themen nicht mehr angesprochen. Oder es werden zu achtsam Pläne geschmiedet, um ja keine Trigger mehr zu treffen.
Wir entwickeln uns alle weiter, doch in unseren Köpfen findet selten eine Aktualisierung statt.
Um es zu verdeutlichen, hier ein Beispiel, welches wohl viele von uns kennen: Wie würdet ihr es finden, wenn eure Mutter euch auch mit Ü20 oder Ü30 immer noch auf eure Fehler und Unsicherheiten eurer Kindheit anspricht oder euch danach behandelt? Ihr würdet euch bevormundet fühlen. Genau dies passiert oft in langjährigen Partnerschaften. Um dem also entgegen zu wirken, bleiben wir bei unseren Themen. Dann lassen wir unserem Herzensmensch die Möglichkeit uns von sich aus anzusprechen, wenn der Bedarf da ist.
3. Tipp: Tretet auch mal einen Schritt zurück
Geh ein Stück zurück, atme tief ein und beschreib was du siehst!
Dies gilt insbesondere in sehr stressigen oder emotionalen Gesprächen. Oft sind dies Momente in denen wir uns getriggert, erwischt oder einfach erstmal unbewusst unwohl fühlen. Oft finden wir, das unser Gegenüber ungerechtfertigt reagiert oder dieser uns etwas vermitteln möchte, was wir als unfair empfinden. Um dem aber auf dem Grund zu gehen, bietet es sich an, die Situation aus der Ferne zu betrachten. Bevor eigene Emotionen zu Wort kommen dürfen, beschreibst du wertfrei, was du wahrnimmst und siehst.
Beispiel: Ich sehe, dass du vor mir stehst und es dir gerade wichtig ist mit mir zu reden
4. Tipp: Beschreibt prägnant eure Gefühle
Nachdem du das Gesehene beschrieben hast, geht es daran eure Gefühle zu beschreiben. Diese müssen jetzt nicht Punktgenau sein, oft lassen diese sich auf Anhieb auch gar nicht fassen. Doch was schwingt in der Situation vielleicht mit. Das Warum spielt hier keine unbedingte Rolle. Im Gegenteil, schnell gehst du dann vielleicht (unbewusst) in die Verteidigung. Doch deine Gefühle, die du im hier und jetzt empfindest, sind da, und wollen gesehen werden, unabhängig davon, was sie aussagen.
Zum Beispiel:
Ich fühle mich in einem Zwiespalt.
Ich fühle mich gestresst.
Ich fühle mich unfair behandelt.
5. Tipp: Findet das Bedürfnis hinter den Gefühlen
Wonach wäre dir in diesem Moment? Was brauchst du? Dies zu erkennen, das ist oft der schwerste Weg. Hier mal eine kleine Inspiration, welche Emotionen welches Bedürfnis widerspiegeln könnten:
Stress | Ruhe, Struktur |
Zweispalt | Ordnung, Zeit |
Unfairness | Gesehen oder ernst genommen zu werden |
Unruhe | Auslastung oder Ruhe |
Freude | diese zu teilen |
Lust | Zeit oder Gesellschaft um diese zu fühlen |
Überraschung | Neugierde |
Die schwierigsten Emotionen sind Angst, Wut und Traurigkeit. Weil dies oft primäre Emotionen sind, hinter denen sich sekundäre tieferliegende Gefühle verstecken können. Diese Bedürfnisse dann zu erkennen bedarf etwas mehr Selbstreflexion und oft mehr Zeit.
Die Wut – je nach Thema ist diese Emotion eine, die Ängste beinhalten kann. Ist die Wut situationsbezogen, oder kommt sie aus deiner Geschichte? Manchmal möchte man einfach nur gesehen werden, manchmal in den Arm genommen, manchmal auch schreien dürfen.
So auch bei Traurigkeit. Traurigkeit kann von außen getriggert werden, aber auch tiefe innere Themen beinhalten. Möchtest du, dass Jemand dich sieht oder dass Jemand für dich da ist? Oder möchtest du, dass dir geholfen wird, für dich selbst einzustehen?
Werde dir klar, welche emotionalen Muster widerkehrend sind. Mit etwas mehr Übung findest du so schneller gewünschte Bedürfnisse, die sich dann klarer kommunizieren lassen.
6. Tipp: Formuliert eine klare, sofort umsetzbare Bitte
Viel hilft nicht immer viel. Weißt du, was dir helfen kann, dann kommuniziere es knapp und klar. Lass uns bitte morgen einen Termin ausmachen / Lass uns bitte morgen darüber reden / Lass uns morgen telefonieren / Lass mich heute bitte erstmal allein
Hier braucht es auch keine Erklärung. Dies gehört in einer Beziehung auch dazu, dass nicht alles sofort eine Erklärung braucht. Möchtest du, dass dein Herzensmensch trotzdem weiß, was du damit aussagen möchtest, kommuniziere entweder hier, oder gerne auch später, was dein Ansinnen bei deinem Wunsch war.
Zum Beispiel in folgender Form:
Mein Bedürfnis ist heute Ruhe!
7. Tipp: Respektiert eure Bedürfnisse
Hier greift, wie eigentlich auch im letzten Bereich nun das Consent-Thema: denn es gilt nicht nur bei sexuellen Themen, dass nur ein Ja auch ein Ja bedeutet. Auch in persönlichen Beziehung lassen wir uns gerne verleiten, die Grenzen des anderen zu überschreiten.
Damit wird eine gewisse Respektlosigkeit geschürt. Und dies kann sich dann sehr schnell spiegeln. Übertrittst du wiederholt die Grenzen deines Herzensmenschen, kann dies zu Folgen von Vertrauen-, Gesprächsverlust bis hin zu emotionalen Einschränkungen führen.
Auch wenn eine sofortige Konfliktlösung häufig euer Anliegen ist, ist dies nicht immer möglich.
Das heißt, wenn euer Herzensmensch den Konflikt gerade nicht lösen möchte, gilt es dies zu respektieren und nicht zu interpretieren. Seine Bedürfnisse haben in erster Linie nichts mit weniger Liebe oder sonstigen negativen Gefühlen euch oder dir gegenüber zu tun hat.
Sorgst du dich deswegen, empfiehlt es sich persönliche Wünsche, Anforderungen und Erwartungen an eine Beziehung zu hinterfragen. Gut ist es immer, auf die eigene Intuition zu hören und einen Realitätsabgleich mit Außenstehenden zu machen. Dies können Freunde sein, oder (Paar-)Berater.
8. Tipp: Sprecht klar über eure Wünsche
Natürlich steht es auch immer frei, euch Wünsche zu thematisieren. Hier hilft es, sich diese vorher bewusst zu machen und vor allem für sich zu erkennen, was der Fokus sein soll. Ist es dein Wunsch, deinen Herzensmensch zu sehen, kann dies ja aus verschiedenen Gründen geschehen. Kommunizierst du deine Wünsche nicht klar, hast aber Erwartungen wie es sich anfühlen soll, wirst du sicher enttäuscht.
Nur wenn du genau sagst, was du möchtest, wann, wie, wo und mit welchem Fokus, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr euch auf der richtigen Ebene trefft.
Wünsche zu kommunizieren, bedürfen einen entsprechenden Rahmen. Diesen gilt es für euch zu finden. Im Vorbeigehen zu erwähnten, dass du mal wieder auf einem Kinobesuch Lust hast, stellt keine Anweisung für deinen Herzensmenschen darf. Möchtest du, dass ihr mal wieder zusammen „aus“ geht, finde Zeit dies zu kommunizieren, so dass ihr das am besten auch gleich planen könnt.
9. Tipp: Habt Geduld miteinander.
Geduld ist besonders in langjährigen Beziehung, in denen der Alltag regelrecht an einem vorbei zieht, schwieriger einzuräumen. Schwierige Themen lassen sich neben Alltagsstrukturen und Organisationen nicht immer gleich oder leicht in Angriff nehmen.
Am liebsten würdet ihr es sofort klären wollen, doch zwischen Tür und Angel ist die Chance zu groß, dass Missverständnisse eure Harmonie stören.
Darum empfehle ich hier, etwas Geduld für euch, für euren Herzensmensch und für eure Kommunikation mitzubringen. Habt ihr etwas Wichtiges zu besprechen, legt euch einen Termin fest, so dass ihr beide Raum, Ruhe und Zeit dafür mitbringen könnt.
Denn es geht am Ende darum, für euch etwas mitnehmen zu können. Nicht immer könnt ihr euch am Ende wirklich verstehen, doch ihr könnt zuhören und schauen, was ihr für euch tun könnt und was euer Herzensmensch sich von euch wünscht.
Fragt dabei ruhig einmal mehr nach, als zu wenig, auch wenn es Geduld und Zeit braucht. Gesagtes, was vernommen wird, wird nicht gewertet.
10. Tipp: Kommuniziert, wenn eine Abgrenzung nicht geht
Sich nicht abzugrenzen heißt, sich emotional zu sehr in das Gefühl des anderen hineinzuspüren, die Sorgen eures Herzensmenschen lösen zu wollen oder eure Themen zu den Themen eures Gegenübers zu machen.
Dies fördert Ungeduld und oft eine Steigerung der Emotionen. Könnt ihr nicht ruhig bleiben, euch nicht erden, formuliert es genauso aus und geht danach aus der Situation.
Wichtig ist: Verlasse nicht einfach so die Situation. Kündige an, ob du gleich und oder zu welcher Zeit wiederkommst.
Denn wer wurde nicht schon in aufgebrachten Situationen stehen gelassen und wusste nicht, wie es nun weiter geht? Gerade in Beziehungen breiten sich so schnell verschiedene Emotionen aus, beginnend bei Ängsten oder Wut.
Zum Beispiel so aussehen:
Das belastet mich emotional gerade zu sehr und ehe ich etwas Falsches sage, möchte ich das Gespräch bitte auf später / morgen verlagern. Bis dahin können wir uns über unsere Bedürfnisse klar werden und diese in einen Einklang bringen.
Danach schafft euch den Raum, um für euch wieder Ruhe zu gewinnen.
Fazit
Gerade in langjährigen Beziehungen kann es schnell heiß her gehen, dazu sind wir am Ende alle nur Menschen. Doch achten wir bewusster darauf und auf unsere Umgebung, schaffen wir es vielleicht aus unserer Perspektive heraus, unseren Weg zu finden. Und im Idealfall führt dieser Weg wieder mehr zusammen, zu einer achtsameren und schöneren Kommunikation, unter zwei oder mehreren gesunden Erwachsenenanteilen.
Hier meine Literaturempfehlung:
- „Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens“ von Marshall B. Rosenberg
- „Das gewaltfreie Kommunikationsbuch: Zwischenmenschliche Beziehungen erfolgreich gestalten“ von Marshall B. Rosenberg
- „Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation“ von Friedemann Schulz von Thun
- „Gewaltfreie Kommunikation – Mehr Verbundenheit durch wertschätzende Kommunikation.“ Wie Sie durch Empathie und Achtsamkeit Konflikte lösen, sowie Ihre Gesprächsführung und Beziehungen verbessern, von Robert Brand als MP3<